Desinfektion
Worauf es wirklich ankommt!
Warum Desinfektion nicht gleich Reinigung ist
Reinigen und desinfizieren wird oft in einem Atemzug genannt, doch es sind zwei grundverschiedene Vorgänge. Bei der Reinigung werden Schmutz und Keime mechanisch entfernt – bis zu 80% aller Mikroorganismen können so bereits beseitigt werden. Desinfektion hingegen inaktiviert 95-99% aller Krankheitserreger. Beide Schritte haben ihre Berechtigung, aber: Nicht jede Situation erfordert eine Desinfektion.
Inhaltsverzeichnis
Händedesinfektion: Kleiner Aufwand, große Wirkung
Die Händedesinfektion ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Infektionsprävention. Entscheidend ist, dass die gesamte Hand benetzt wird – inklusive Fingerspitzen, Daumen und Zwischenräumen. Eine hohle Hand voll (ca. 3-5 ml) ist in der Regel ausreichend. Wichtig: Nicht zu wenig verwenden und unbedingt die Einwirkzeit einhalten. Auch bei Händedesinfektionsmitteln gibt es je nach Produkt unterschiedliche Einwirkzeiten – deshalb immer die Herstellerangaben beachten!
Flächendesinfektion: Drei Punkte sind entscheidend
Damit Flächendesinfektion tatsächlich wirkt, müssen drei Bedingungen erfüllt sein:
Richtige Dosierung:
Viele Mittel werden konzentriert geliefert und müssen mit Wasser verdünnt werden. Die Dosierung ist entscheidend für die Wirksamkeit gegen bestimmte Erreger. Zuständig dafür ist meist die Hygienebeauftragte oder Hauswirtschaftsleitung.
Vollständige Benetzung:
Jeder Quadratzentimeter muss benetzt werden. Werden Flächen vergessen, bleiben dort Keime zurück. Besonders bei stark frequentierten Bereichen wie Türklinken oder Lichtschaltern ist das kritisch.
Einhaltung der Einwirkzeit:
Je nach Produkt liegt diese zwischen 30 Sekunden und mehreren Minuten. Wird die Zeit nicht eingehalten, kann das Mittel nicht vollständig wirken.
Diese drei Grundprinzipien – richtige Dosierung, vollständige Benetzung und ausreichende Einwirkzeit – gelten im Übrigen nicht nur bei der Flächendesinfektion, sondern bei jeder Art von Desinfektion: also auch bei der Hände- und Hautdesinfektion.
Sprühen oder Wischen?
Auch wenn es bequem scheint: Die Sprühdesinfektion ist oft unzuverlässig. Es besteht die Gefahr, dass nicht alle Bereiche benetzt werden. Besser sind vorgetränkte Tücher oder frische Tücher mit korrekt dosierter Desinfektionslösung.
Routinemäßige Desinfektion: Wann sinnvoll, wann nicht?
Viele greifen zur Flächendesinfektion aus Gewohnheit. Doch eine routinemäßige Desinfektion aller Flächen – etwa von Boden oder Toilette – macht nur in bestimmten Situationen Sinn:
Ja, wenn infektiöses Material im Spiel ist (z. B. Blut, Erbrochenes, Stuhl).
Nein, wenn keine bekannten Krankheiten vorliegen. Eine übermäßige Desinfektion kann sogar kontraproduktiv sein, da sie das Immunsystem unterfordert.
Seniorenheim vs. Krankenhaus: Ein klarer Unterschied
Im Krankenhaus leben Kranke – im Seniorenheim meist gesunde ältere Menschen. Routinemäßige Desinfektion wie im Klinikbereich ist dort nicht notwendig. Die Reinigung sollte wie im Privathaushalt erfolgen, außer es gibt eine akute Infektion.
Diese Einschätzung teilt auch das Robert Koch-Institut. In der Publikation zur Infektionsprävention in Heimen (z. B. Punkt 5.4) wird deutlich gemacht, dass für Seniorenheime keine anderen Vorgaben gelten als für Privathaushalte – solange keine Erkrankung vorliegt.
Desinfektion im Privathaushalt: Weniger ist mehr
Auch zu Hause reicht es in der Regel, gut zu reinigen. Eine punktuelle Desinfektion ist sinnvoll, wenn z. B. eine Magen-Darm-Infektion kursiert und mehrere Personen im Haushalt leben, die sich möglichst nicht anstecken sollen – oder wenn immungeschwächte Personen dort wohnen. In solchen Sonderfällen kann gezielte Desinfektion helfen, die Verbreitung einzudämmen. Doch auch hier gilt: Desinfektion ist immer nur eine Momentaufnahme. Danach genügt ein Kontakt, und schon sind Keime wieder da.
Häufige Fragen aus der Praxis
Kann man Handschuhe desinfizieren?
Einmalhandschuhe lassen sich grundsätzlich desinfizieren, wenn sie nicht sichtbar verschmutzt oder defekt sind. Dennoch: Aus hygienischer Sicht ist es meist besser, ein frisches Paar zu verwenden.
Wie oft Händedesinfektion?
Nicht „so oft wie möglich“, sondern „immer, wenn es notwendig ist“. Nach Kontakt mit infektiösem Material, vor dem Essen oder nach dem Toilettengang ist sie Pflicht.
Es gibt sehr viele individuelle Situationen, in denen eine Händedesinfektion sinnvoll oder sogar notwendig ist – zum Beispiel vor und nach dem Anlegen persönlicher Schutzausrüstung. Auch im Küchenbereich gelten nochmals besondere Regeln, die idealerweise im HACCP-Konzept des Betriebs festgelegt sind. Deshalb ist eine regelmäßige Schulung der Mitarbeitenden entscheidend, um die richtigen Maßnahmen je nach Situation sicher anwenden zu können.
Fazit: Wissen statt blinder Aktionismus
Desinfektion ist wichtig – aber nur, wenn sie richtig eingesetzt wird. Wer versteht, wann und warum desinfiziert werden muss, handelt sicherer und professioneller.
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Dieser Artikel basiert auf Inhalten aus unserem Schulungsmodul „Reinigung“. Für tiefergehende Informationen und Schulungsmaterialien empfehlen wir den Fernlehrgang Hauswirtschafterin.
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Über den Autor
Hi, ich bin René Rettig - Inhaber und Dozent von Fokus Hauswirtschaft.
Als Ausbilder, Hauswirtschaftlicher Betriebsleiter und Hygienebeauftragter helfe ich dir unter anderem die Ausbildung (online) unkompliziert und auf schnellstem Wege nachzuholen.
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